Mittwochsimpuls – Gedanken zur Jahreslosung

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Was bedeutet es, barmherzig zu sein? Ein barmherziger Mensch ist jemand, der sein Herz für seine Mitmenschen öffnet, am Leid und der Not anderer Anteil nimmt und hilft. Barmherzigkeit sieht und nimmt seinen Nächsten wahr und kann sich in den anderen einfühlen. Eine Charaktereigenschaft, die wir in unserer Gesellschaft dringend benötigen. Wir brauchen Menschen, die nicht nur an sich und ihren eigenen Vorteil denken, die nicht vorwiegend ihr eigenes Wohl im Blick haben, sondern auch für andere da sind und sich denen in Liebe zuwenden, denen es nicht so gut geht.

„Seid barmherzig wie euer Vater barmherzig ist!“ fordert uns Jesus in Lukas 6,36 auf.

Dieser Vers leitete mich dazu an, mir tiefgehende Gedanken über den Unterschied von göttlicher und menschlicher Barmherzigkeit zu machen.

Gottes Barmherzigkeit ist viel größer und geht viel weiter als unsere menschliche Barmherzigkeit. Er ist der Vater der Barmherzigkeit, so wird er in der Bibel beschrieben. Er ist der barmherzige und gnädige Gott. Die Geschichte vom verlorenen Sohn bringt seine Barmherzigkeit wunderbar zum Ausdruck:

Ein Vater hat zwei Söhne. Der jüngere Sohn verlangt von seinem Vater sein Erbe. Sobald er es erhalten hat, zieht er fort und verprasst das Geld im Ausland. Zum Bettler herabgesunken, arbeitet er als Schweinehirte und hungert dabei so sehr, dass er sich reumütig nach dem Haus seines Vaters zurücksehnt und sich vornimmt, dem Vater seine Sünde zu bekennen und ihn um eine Stelle als geringer Tagelähner zu bitten. Als er dann tatsächlich nach Hause zurückkehrt, ist der Vater so froh über die Rückkehr seines Sohnes, dass er ihn kaum ausreden lässt und sofort wieder bei sich aufnimmt. Er kleidet ihn festlich ein und veranstaltet ein großes Fest. Als sich der ältere Sohn, der dem Vater die ganze Zeit über treu gedient hat, über das Verhalten des Vaters beklagt, entgegnet dieser: „Mein Kind, du bist immer bei mir, und alles, was mein ist, ist auch dein. Aber jetzt müssen wir uns doch freuen und ein Fest feiern; denn dein Bruder war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden“. Die ganze Geschichte könnt ihr hier nachlesen: Lukas 15,11-32

Gottes Barmherzigkeit ist eine unverdiente, aber großzügige Zuwendung in bedingungsloser Liebe, sie ist somit ein Geschenk. Gott wendet sich dem reumütigen Sohn in Liebe zu, mit gnädigem, vergebenden Blick. Er richtet ihn nicht und bestraft ihn nicht für seine Fehler und Schuld. So freut sich Gott über jeden Menschen, über jeden Sünder, der umkehrt und zum Vater heimkommt. Gott ist barmherzig und gütig auch zu den Menschen, die vom Weg abkommen, gottlose Wege gehen, um sie zurückzuführen zur Vaterliebe Gottes.

Wie können wir selbst barmherzig sein wie der Vater und Barmherzigkeit in unserem Alltag leben? Aus unserer eigenen menschlichen Kraft ist unserer Barmherzigkeit begrenzt. Solange uns jemand gut gesinnt ist, sind wir auch für andere da, aber wenn wir verletzt oder schlecht behandelt werden? Zu Menschen gut zu sein, von denen wir nichts Gutes erwarten ist nicht einfach. Wenn wir helfen, erwarten wir Hilfe zurück, wenn uns jemand verletzt, kommen in uns eher negative Gefühle wie Rache auf als Barmherzigkeit und unser Stolz hindert uns daran, auf den anderen zuzugehen. Menschlich gesehen ist Barmherzigkeit meist an Bedingungen geknüpft.

Göttliche Barmherzigkeit hingegen gibt ohne etwas dafür zu erwarten, kann nicht verdient werden, sondern ist ein Geschenk. Göttliche Barmherzigkeit ist jederzeit bereit zu vergeben, sie ist bedingungslos und rechnet Fehler nicht zu.

„Und wenn ihr liebt, die euch lieben, was für einen Dank habt ihr? Denn auch die Sünder lieben, die sie lieben. Und wenn ihr denen Gutes tut, die euch Gutes tun, was für einen Dank habt ihr? Auch die Sünder tun dasselbe. Und wenn ihr denen leiht, von denen ihr wieder zu empfangen hofft, was für einen Dank habt ihr? Auch Sünder leihen Sündern, damit sie das Gleiche wieder empfangen. Doch liebt eure Feinde, und tut Gutes, und leiht, ohne etwas wieder zu erhoffen! Und euer Lohn wird groß sein, und ihr werdet Söhne des Höchsten sein; denn er ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen.“ Lukas 6, 32-35

Um solche Barmherzigkeit in unserem Leben praktizieren zu können, müssen wir selbst zuerst Barmherzigkeit von Gott erfahren haben. Erlebte Barmherzigkeit Gottes löst Dank und Freude aus. Wenn wir begreifen, dass wir auf Gottes Barmherzigkeit angewiesen sind, dass wir schwach sind und Hilfe und Errettung brauchen und erkennen welch großes Opfer Gott für uns erbracht hat, dann können wir selber barmherzig sein.

„Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern das ewige Leben hat“ Johannes 3,16

„Weil Gott so gnädig ist, hat er euch durch den Glauben gerettet. Und das ist nicht euer eigenes Verdienst; es ist ein Geschenk Gottes“ Epheser 2,8

„Doch Gott ist so barmherzig und liebte uns so sehr, dass er uns, die wir durch unsere Sünden tot waren, mit Christus neues Leben schenkte, als er ihn von den Toten auferweckte. Nur durch die Gnade Gottes seid ihr gerettet worden.“ Epheser 2,4-5

Wenn wir das Geschenk seiner Barmherzigkeit für uns annehmen, wächst in uns der Wunsch, dieses Geschenk an unsere Mitmenschen weiterzugeben und durch die Kraft des heiligen Geistes, der in uns wirkt, können wir das auch tun.

„Glücklich sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erfahren.“ Matthäus 5,7

„Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar.“ Psalm 23,6

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